Wednesday, April 26, 2006

Ueber den Wolken ...

Wir sind irgendwo über dem atlantischen Ozean, unter uns ziehen Schäfchenwolken vorüber, das Nachtessen (wir zogen das Poulet dem Lachs vor …) war gut, der Wein trinkbar, dem Quengeln des Kindes irgendwo vor uns setzen wir mit dem Aufsetzen der Kopfhörer ein wohltuendes Ende. Leichte Müdigkeit setzt ein; zu Hause ist es ja auch schon 22 Uhr, der Wein trägt das Seine dazu bei und last but not least haben wir eine strenge Woche hinter uns.
Da waren einerseits die vielen Einladungen. Wir assen und erzählten, erzählten und assen, legten zwei, drei Kilos zu und verabschiedeten uns nach und nach von Familie, Verwandten und Freunden. Es ist schön, so viele Menschen zu haben, die einem wichtig sind und von denen man sich ganz persönlich verabschieden will und kann! Und trotzdem, unterschätzen darf man den ganzen „Einladungsmarathon“ nicht. Wir hätten echt nicht gedacht, dass es so streng werden würde, immer so fein zu essen und dabei so oft das Selbe erzählen zu dürfen/müssen.
Und irgendwo dazwischen mussten wir ja auch noch die letzten Reisevorbereitungen treffen. Wohnung räumen, putzen, packen. Ich beschäftigte mich lange mit den ersten beiden Dingen. Gestern war es dann soweit: Ich machte Auslegeordnung, wägte ab und hatte schliesslich das (meines Erachtens) „Lebensnotwendige“ beisammen. Es ist Sonntagabend und ich brenne darauf, alles einzupacken, den Laden (sprich Wohnung) dicht zu machen und zu Adi zu fahren. Ich hole die zwei Seesäcke, die ich von meinen Eltern ausgeliehen habe, hervor und stutze: waren die schon immer so klein? Ich habe Adis grossen roten Seesack vor Augen, vergleiche innerlich mit dem, was ich vor mir habe und mir schwant Böses. Nichts desto trotz beginne ich mit Einpacken. Doch schon bald wird mir klar, dass das so keinen Zweck hat. Nachdem dreimaliges geduldiges Umpacken nichts gebracht hat, versuche ich es mit roher Gewalt. Erfolglos! Da ich weiss, dass ein drittes Frachtgepäckstück sinnlos teuer kommt (fast 200 Franken!), bleibt mir nichts anderes übrig als dankbar zu sein, dass wir erst am Montagnachmittag fliegen und mir somit Zeit bleibt, einen grösseren Seesack oder Koffer aufzutreiben (oder zu kaufen). Ich finde mich damit ab und geniesse den letzten Abend zu Hause. Wir gehen noch zu Fredy, werden mit selbst gebackenem Cheesecake verwöhnt und trinken noch einen Schlummerbecher. Und, wie’s der Zufall will, hat Fredy noch einen grossen Koffer auf Lager! Das Umpacken ist schnell gemacht; die Spanngurte allerdings, die für die Längsseite gedacht ist, bringe ich nur noch um die Breitseite (und das Handgepäck ist definitiv noch 4 – 5 kg zu schwer …). Halb so wild, es ist alles irgendwo verstaut und um halb elf heute Morgen werden wir von unseren Eltern an den Flughafen begleitet. Wir essen für einige Zeit das letzte Mal zusammen, erzählen uns noch die letzten Neuigkeiten und versuchen so, der nun doch langsam aufkommenden Nervosität ein Schnippchen zu schlagen. Der Abschied naht. Danke, dass ihr mitgekommen seid und uns voll und ganz unterstützt!
Beim Boarding sehen wir mit leichtem Unbehagen das Mini-Handgepäck der anderen Touris. Wir schummeln was das Zeug hält, laufen bei mindestens 25° Celsius mit Daunenjacke und Faserpelz rum, packen sämtliche Hosen- und Jackentaschen voll und werden dabei das Gefühl nicht los, dass uns die wachsamen Blicke des Bodenpersonals durchschauen. Etwas mehr Coolness könnte nicht schaden, aber wir haben ja jetzt fünf Monate Zeit zum Üben … Und wie hätte es anders sein können: Alles Zittern war umsonst, auch uns nahmen sie mit und die paar Kilos zuviel (ich rede vom Handgepäck ;-) brachten das Flugzeug nicht zum Absturz.
In Kürze erreichen wir Neufundland, der kleine Bildschirm auf dem Rücken des Vordersitzes meldet noch knapp 2000 km bis Montréal. Endlich geht’s los. Let’s go!

Monday, April 10, 2006

Packen will gelernt sein!

Bei aller Vorfreude: So lange zu verreisen hat auch Nachteile. Dazu zähle ich den ganzen administrativen Kram wie Versicherungen abschliessen, Wohnung untervermieten, Post umleiten, den Job dem Stellvertreter übergeben und Reisedetails klären. Zum Beispiel habe ich soeben noch einmal abgeklärt, wie das mit unserem Fluggepäck aussieht. Die Sache hat nämlich einen Haken: Während wir mit der British Airways bis Montréal pro Person je zweimal 32 kg Gepäck einchecken sowie je ein Stück Handgepäck à 6 kg ins Flugzeug nehmen können, sind beim Innlandflug nach Québec mit der Air Canada nur noch zweimal 23 kg Frachtgepäck pro Person erlaubt. Dafür darf man je zwei Gepäckstücke à 10 kg als Handgepäck mitführen (wobei das eine 55 x 30 x 23 cm, das andere jedoch nur 43 x 33 x 16 cm messen darf …!). Wie weitsichtig von den Herren und Damen der Fluggesellschaften, die solche Vorschriften erlassen. So wird Kunden wie uns bei der Reisevorbereitung sicher nicht langweilig. Ich freue mich schon auf die unterhaltsamen und entspannenden Stunden, die Adi, ich und unsere Waage inmitten von Seesäcken, Rucksäcken, Kleidern und sonstigem Material miteinander verbringen werden. Da die beiden Fluggesellschaften nicht zusammen arbeiten, müssen wir in Montéal das Gepäck auschecken. Die Kunst dürfte nun darin bestehen, das ganze Material so zu verpacken, dass wir in Montréal mit einem Handgriff aus zuviel Frachtgepäck erlaubtes Handgepäck machen können. Vielleicht sollte ich mal mit David Copperfield Kontakt aufnehmen …. Irgendwie erinnert mich das ganze Szenario an eine der kniffligen Mathiaufgaben, an denen ich mir immer die Zähne ausbiss. Und ich war (natürlich entgegen der Meinung des Lehrers) felsenfest davon überzeugt, dass ich so was nie im Leben brauchen werde…. (Was einmal mehr beweist, dass Lehrer praktisch immer Recht haben ;-))

Monday, April 03, 2006

Noch drei Wochen und eine Rückschau

Die Vorbereitungen für unser Kanadaabenteuer laufen auf Hochtouren. In genau drei Wochen sitzen wir im Flugzeug!
Doch für all jene, die mit unserem Projekt noch nicht so vertraut sind, sei hier etwas weiter ausgeholt: Mit dem Verschlingen der (obligaten) Winnetou- und anderer Abenteuerbücher vor rund zwei Jahrzehnten, reifte in Adi der Wunsch, selber einmal eine Blockhütte zu bauen. Seit ich ihn vor sechs Jahren kennen gelernt habe, spricht er mit beängstigender Regelmässigkeit davon. Seine Beharrlichkeit zeigte Wirkung: auch mich begann dieses Vorhaben in den Bann zu ziehen. Wir fingen an, möglichst viele Infos zum Blockhüttenbau in Form von Erlebnisberichten, Bauanleitungen oder Diavorträgen zu sammeln. Uns war bewusst, dass es nicht einfach werden würde, ein Stück Land zu finden, auf welchem wir unsere Hütte bauen konnten. Doch der Zufall wollte es, dass Koni Heiniger, ein Lehrerkollege von Adi, gute Freunde in Quebec hat. Sylvain und Johanne besitzen etwas weiter nördlich (20 km vom Künstlerdorf Baie-Saint-Paul entfernt) ein 40 Quadratkilometer (!) grosses Grundstück. Auf einer einfache Schotterpiste gelangt man nach etwa 20 Fahrminuten von Baie-Saint-Paul aus zum wunderschönen Feriencabine von Johanne und Sylvain, das am hintersten See steht. Rundum ist Wald soweit das Auge reicht. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als uns Johanne via E-mail mitteilte, dass wir am mittleren See unsere Blockhütte bauen könnten. Nun wurde unser Projekt langsam konkret und mit der Eingabe und Bewilligung des Urlaubgesuchs bei unseren Schulleitungen war ein erster grosser Schritt getan. Der zweite bestand aus einer zweiwöchigen Reise nach Kanada im letzten Herbst. Wir waren begeistert! Ein wunderschönes Land mit vielseitiger Landschaft, sehr freundlichen und hilfsbereiten Einwohnern und einem Indiansummer, der schöner nicht hätte sein können.
Ein dritter wichtiger Schritt war die Teilnahme an Ralphs Blockhausbaukurs in Süddeutschland. Als Lehrpersonen waren wir die Exoten unter den restlichen 14 Teilnehmern, die allesamt Zimmersleute, Schreiner oder Schlosser waren. Die fünf Kurstage waren schlicht genial, liessen uns jedoch auch erahnen, wie hart die körperlich Arbeit sein wird, die uns in Kanada erwartet. (Mit regelmässigem Handwechsel versuchten wir abends jeweils das Zittern der Kaffeetasse zu vertuschen.) Mit Armin und Thomas hatten wir zwei super Typen in unserer Baugruppe. Sie liessen sich durch unsere anfängliche Langsamkeit und Ungeschicklichkeit nicht aus der Ruhe bringen und halfen uns mit ihrer Geduld und ihren Tipps immer wieder weiter. Und nun kommt der Hammer: Sowohl Armin als auch Thomas kommen uns in Kanada besuchen und helfen uns je etwa zwei Wochen beim Bauen. Und dies obwohl Armin selbständiger Zimmermann ist und anfangs Juni Hochsaison hat und Thomas seine letzten Ferientage für dieses Jahr opfern muss!!! Da soll jemand sagen, die Deutschen seien nicht spontan!