Tuesday, July 11, 2006

Halbzeit

Wie gern hätten wir an dieser Stelle ein Bild vom aktuellen Baustand platziert. Doch da der Akku des Solarpanels leider noch immer auf sich warten lässt (wie übrigens auch die Bücher, die meine Mutter vor 2 Monaten abgeschickt hat), können wir keine neuen Bilder vom Fotoapparat runterladen. Glücklicherweise haben wir noch zwei, drei ältere auf Lager, die wir euch zeigen können. Was die Fortschritte unserer Blockhütte anbelangt, zählen wir nun halt voll auf eure Vorstellungskraft. Um es vorweg zu nehmen: Unsere vier Wände haben Barhöhe überschritten und nähern sich der 2m-Grenze. Runde 10 ist abgeschlossen und wir rechnen damit, dass wir nach weiteren 3 Runden mit dem Dach beginnen können. Doch das ist Zukunftsmusik; schauen wir erst mal ein bisschen zurück:
Es ist genau ein Monat her, seit wir mit Armins Hilfe die erste Runde in Angriff genommen haben. Das war harte Arbeit, mussten wir doch die Stämme noch mit dem Auto zum Bauplatz schleppen und sie dort dann von Hand ziehen, hochheben, drehen, ... . Gott sei Dank kriegten wir am nächsten Tag Verstärkung in Form von 2 Cousins von Sylvain (Pierre und Denis) und einem Traktor! Beide waren offiziell krank geschrieben (Schulterverletzungen) und vertrieben sich so die freie Zeit mit Waldarbeiten (dafür liessen sie abends die Übungen des Physiotherapeuten weg ...). Dank ihrer Hilfe hatten wir innerhalb zweier Tage alle 65 Stämme fein säuberlich am Bauplatz aufgestapelt. Eigentlich hätten wir jetzt liebend gern begonnen, die Wände hoch zu ziehen. Doch vorerst mussten wir noch den Boden unserer Hütte vorbereiten. Dabei war uns Armin mit seiner Erfahrung als Zimmermann eine grosse Hilfe. Im Abstand von etwa 70 cm verlegten wir Sparren. Darauf montierten wir einen Gitterrost (Schutz vor Stachelschweinen und anderen ungebetenen Gästen), den wir mit einem Holzrost bedeckten, um darauf schlussendlich grosse Holzplatten fest zu schrauben. Sobald das Dach dann gemacht ist, werden wir diesen Unterboden mit Styropor isolieren und mit einer zweiten Bretterschicht decken.
Vielleicht habt ihr auf dem letzten Foto unseres vorgängigen Berichts gesehen, dass ein Kabel über der Hütte verläuft. Zu Adis grosser Genugtuung arbeiten wir seit 2 Wochen mit einem Kettenflaschenzug, der an einer Skyline über den Bauplatz führt. Adi hat schon vor unserer Abreise davon gesprochen, auf diese Weise die Stämme zu bewegen. Ich war davon ehrlich gesagt wenig begeistert. Pierre dagegen hatte dieselbe Idee wie Adi und organisierte für uns das entsprechende Material. (Uns hätte das Vorhaben 2000 Dollar gekostet, er liess seine Connections spielen und bekam alles Occasion für sage und schreibe läppische 100 Dollar!) Mit Pierres Hilfe und dem Traktor stand uns 2 Tage später eine funktionstüchtige Skyline zur Verfügung, die uns die Arbeit bis heute ganz gewaltig erleichtert. Unser Tagesschnitt liegt so nun bei etwa 2 Stämmen. (Wenn`s regnet ziehen wir unsere wohlverdienten Freitage ein.) Unser Tagesablauf sieht kurz gesagt etwa so aus: Früh aus den Federn (ca. 6 Uhr), lang arbeiten und dann wieder früh (ca. 21 Uhr) schlafen gehen.
Die Mückenplage hat inzwischen etwas abgenommen, dafür gibt es Tage, die fast unerträglich heiss sind. (Kurzer Einschub: Das Chalet von Sylvain und Johanne sieht mit seinen grossen Fenstern zwar wunderschön aus, hat jedoch den Nachteil, dass es sich an schönen Tagen in ein Treibhaus verwandelt. Nach solch einem Tag stellten wir kurz entschlossen unser Innenzelt auf dem Steg auf und genossen die kühle Abendbrise. Am nächsten Morgen begannen wir unsere Arbeit noch vor dem ersten Hahnenschrei. Die Arbeitsbedingungen waren optimal, da der starke Wind die Mücken vertrieb; wir kamen zügig voran. Als wir abends müde zurück kehrten und unser Feierabendbier auf dem Steg geniessen wollten, war das Zelt verschwunden oder halt eben vom Winde verweht. Sofort starteten wir eine ausgedehnte Suchaktion im Unterholz. Ergebnislos. Es blieb nur noch eine Alternative übrig: der See. Adi hüpfte ins Kanu und paddelte dem Ufer entlang. Schon kurz darauf verriet mir sein Freudengeheul, dass er fündig geworden war. Das Zelt (und mit ihm Adis Stirnschlampe) lag etwa 300 m vom Steg entfernt in 2 m Tiefe auf Grund. Das Bergen war ein Kinderspiel, den Fischgeruch brachten wir allerdings bis heute nicht ganz weg. Übrigens: Petzl ist wasserdicht!)

An solch heissen Tagen wird das Programm entsprechend angepasst, indem wir vor 5 Uhr aufstehen, dafür zwischen 13 Uhr und 16 Uhr eine Siesta einschalten. In der Zwischenzeit hat sich herausgestellt, dass Adi und ich auch auf dem Bauplatz ein Dreamteam sind und uns optimal ergänzen. Der Arbeitsablauf hat sich gut eingespielt; Runde um Runde heisst es Stämme putzen, auflegen, ausrichten, einzeichnen, runter nehmen, sägen, fräsen, isolieren, wieder hoch hieven und den Stamm zu guter Letzt in seine Verbindung fallen lassen. Das trockene "Toc", das ein sauber ausgearbeiteter Stamm beim Einpassen von sich gibt, ist zu einem unserer Lieblingsgeräusche geworden.
Doch nicht nur uns fasziniert der Blockhausbau. Denis und Pierre haben schon seit längerer Zeit vor, sich selber ein Rundholzhaus zu bauen und packen nun die Gelegenheit beim Schopf, sich erste Grundkenntnisse anzueignen. Auch sonst müssen wir keine Angst haben, hier zu vereinsamen, denn trotz Sackgasse taucht immer wieder jemand aus der grossen Verwandtschaft auf, der uns tatkräftig unterstützen will. Apropos Unterstützung: Morgen erhalten wir Verstärkung aus der Heimat! Nico und Denise Lätt haben sich ganz kurzfristig dazu entschlossen, uns hier in Kanada zu besuchen. Wir werden es geniessen, wieder mal mit jemandem so plaudern zu können, wie uns der Schnabel gewachsen ist (en suisse allemand!).

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