Friday, May 05, 2006

Die erste Woche in Kanada

So, da wären wir nun also! Es ist Samstag, der 29. April und übermorgen würde die Schule wieder beginnen :-). Das ist zwar keine unangenehme doch etwas spezielle Vorstellung. Aber nun mal schön der Reihe nach:
Wir kamen kurz vor Mitternacht (6 Uhr Schweizerzeit) in Québec an, fuhren mit dem Taxi ins Hotel und schliefen erst mal aus. Am nächsten Morgen richteten wir bei Johanne und Sylvain unser „Basislager“ ein und fuhren dann gleich mit dem Bus los Richtung Innenstadt. Hauptziel: Autokauf! Da es jedoch während unseres ausgiebigen Frühstücks in Strömen zu regnen begann, machten wir eine spontane Programmänderung und steuerten in das nahe Sportgeschäft, das wir vom Herbst her kannten. Wir verliessen den Laden gut zwei Stunden später und rund 1500 SFr. ärmer (auch Männer können übrigens dem Kaufrausch verfallen!), „dafür“ hatte es zu Regnen aufgehört. Als nächstes war das Auto an der Reihe. Da die Distanzen in Kanada bekanntlich nicht mit Schweizerverhältnissen zu vergleichen sind, sassen wir in den Bus. Kaum zehn Minuten später entdeckten wir „unser“ Auto am Strassenrand. Es war ein roter Jeep Cherokee, Jahrgang 94 und läppische 235'000 km auf dem Buckel. Der alte Bursche ist für sein Alter echt gut im Schuss und sein Motor schnurrt wie ein Kätzchen. Eine Stunde Probefahren später waren wir stolze Besitzer eines 4x4. Das ging ja schneller als erhofft. Nun hatten wir Zeit, uns um den Rest zu kümmern. Das heisst, wir klapperten sämtliche Baumärkte und Motorsägenshops ab, kauften mal hier mal dort ne „Kleinigkeit“ und lernten so vor allem die Vororte Québecs kennen. Nach vier Tagen ununterbrochener Shoppingtour war die Zeit definitiv reif, unser Material endlich einem Belastungstest zu unterziehen. Heute Morgen nahmen wir voller Tatendrang und bei strahlendem Sonnenschein den Weg Richtung Baie-Saint-Paul unter die Räder. Vor drei Wochen traf Johannes Schwager hier noch gut 1,5 m Schnee an. Deshalb waren wir mit Schneeschuhen und Schlitten ausgerüstet (und sollten es nicht bereuen!) Zu Beginn mussten wir den Schlitten noch über die eine oder andere ausgeaperte Stelle ziehen, schon bald jedoch trafen wir auf eine geschlossene Schneedecke. Wir hatten die 10 km bis zum Chalet von Johanne und Sylvain als weit weniger steil in Erinnerung, aber das letzte Mal waren wir ja auch mit dem Auto unterwegs. Gegen Ende unseres rund dreieinhalbstündigen Marschs hatten wir das Gefühl, als hätten wir Ahornsirup unter unseren Schlitten. Die Schneehöhe war stellenweise auf 1 m angewachsen und die Konsistenz wurde mit fortgeschrittener Tageszeit immer sumpfartiger. Doch mit Hilfe einiger Kraftausdrücke meisterten wir auch diese Aufgabe erfolgreich. Nach einem kurzen Abstecher zu unserem Bauplatz erreichten wir müde und durstig das Chalet. An der Hausmauer war es gut und gern 25 Grad warm und so sassen wir als erstes auf die Vortreppe und genossen die Stille. Die währte jedoch kaum 10 Minuten, denn plötzlich kam ein Helikopter über den (gefrorenen) See geflogen und schwebte fast eine Minute lang vor unserer Nase. Flott, wie man in der kanadischen Wildnis als Neuankömmling begrüsst wird … . Die Eisschicht auf dem See ist am Ufer noch gut 30 cm dick. Bevor man also an Wasser gelangt, muss man mit einem Eisbohrer ein Loch in den See bohren.
Ich muss schon sagen, ich bin um die „Softvariante“ (Adis Ausdruck) unseres Projekts froh. Dank der Gastfreundschaft von Johanne und Sylvain dürfen wir ein warmes Cabine an einmaliger Lage mit einem weichen Bett und Kerzenlichtromantik geniessen. Es ist einmalig schön, durch die grossen Fenster den Mond, die Sterne und zwischendurch auch mal eine Sternschnuppe zu sehen. Beruhigend zu wissen, dass wir bei der Erfüllung unserer Wünsche (denn davon haben wir noch viele) auch von oben unterstützt werden!

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