Tuesday, August 01, 2006

Von der Blockhütte zum Blockhaus

Nein, dies ist kein Gefängnis und ja, wir wissen, dass zu einem Haus auch Fenster gehören! Aber irgendwie beeindrucken uns diese massiven Holzwände auch ohne Fenster (oder vielleicht gerade deswegen) jeden Morgen wieder von neuem. Langsam aber sicher nimmt unser Projekt Formen an; was auch gut ist, wenn man bedenkt, dass wir in zwei Monaten schon wieder in der Schweiz sein werden. Ohne die Hilfe von Nico und Denise wären wir allerdings noch nicht so weit. Nach unseren gemeinsamen Ferien haben wir vier Tage lang Vollgas gegeben und sind tatsächlich mit den Wänden fertig geworden. Denise zeigte unermüdlichen Einsatz im Waschen der Stämme (mit Javelwasser), einer sehr eintönigen und strengen Arbeit, vor der sich Adi übrigens immer wieder erfolgreich drückt, mit dem Hinweis, das sei Frauenarbeit … (nur gut, haben wir vor der Kirche erst geübt!) Und Nico bekam gar nicht genug von der Arbeit mit der Motorsäge. Er war jeweils der Erste, der morgens zum Aufbruch drängte und der Letzte, der Abends zum Feierabendbier übergehen wollte. Kurz und gut, es waren zwei tolle und erlebnisreiche Wochen, die wir mit unseren Freunden erleben durften. Ganz herzlichen Dank nochmals für euren Besuch und die Mithilfe auf dem Bauplatz!

Heute sind Sylvain und Johanne mit den beiden Kids nach Südfrankreich abgeflogen, wo sie drei Wochen Ferien machen werden. Das hat uns die Ehre verschafft, einen Monat lang die Gesellschaft von Dalì geniessen zu dürfen. Dalì ist der bald achtjährige Hund unserer kanadischen Freunde. Er ist unendlich gutmütig und anhänglich, jedoch auch sehr faul. Seine Lieblingsbeschäftigungen sind herumliegen und Auto fahren. Diese Woche haben wir ihn deshalb einmal mit nach Baie-Saint-Paul genommen. Auf dem Rückweg bin ich dann etwa 2 km vor dem Chalet ausgestiegen, um mit Dalì zurück zu laufen. So sollte er zumindest noch ein bisschen Bewegung bekommen und die Gelegenheit erhalten, unterwegs sein Geschäft zu erledigen. Am ersten Hütetag haben wir das nämlich verpasst und unsere Nachlässigkeit am nächsten Morgen prompt gebüsst. Hundesch… aufputzen ist nicht gerade das, was wir uns unter sanfter Einstimmung in den neuen Tag vorstellen. Adi hat sich dann gütigerweise der Sache angenommen (dafür muss er schliesslich keine Stämme waschen ;-)). Langer Rede kurzer Sinn, der Hund dachte nicht im Traum daran, mit mir gemütlich heim zu laufen, sondern rannte wie eine Furie hinter seinem geliebten Auto her, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass er irgendwo aufspringen kann. Daraus wurde zwar nichts, doch Dalì erwies sich als harter Hund im wörtlichen Sinn, denn er kam nur gerade zwei Minuten nach Adi beim Chalet an. Wir staunten wirklich nicht schlecht über diese grandiose Leistung, die wir ihm ehrlich gesagt nie und nimmer zugetraut hätten. Doch das arme Tier hatte sich offensichtlich bös übernommen. Er hechelte sich fast die Lunge aus dem Leib und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Als sich Dalìs Zustand auch nach drei Stunden noch nicht wesentlich verbessert hatte, griff Adi zur Homöopathie und verabreichte ihm eine Gabe Arnika. Das wirkte Wunder und am nächsten Morgen war unser Vierbeiner wieder der Alte.

Dass unsere Gastgeber im Ausland weilen heisst nicht etwa, dass das rege Kommen und Gehen hier draussen nachlassen würde. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall, denn nächste Woche wird hier mit gröberem Geschütz aufgefahren. Mit schweren Maschinen soll nämlich der Damm „unseres“ Sees, der ja im Frühling 06 gebrochen ist, wieder repariert werden. Das hat zwei sehr positive Seiten. Einerseits kommen wir so noch in den Genuss eines kleinen Sees vor unserer Blockhütte und andererseits können wir eventuell die Firstpfette mit Hilfe eines dieser Ungetüme platzieren. Dieser Stamm ist der Höchste, aber auch der Grösste und Schwerste, den wir verbauen. Da unsere Skyline nicht genau mittig über der Hütte verläuft, schätzen wir es als unrealistisch ein, diesen Stamm zu zweit (oder auch zu dritt) und ohne maschinelle Hilfe einzupassen. (Auf dem Bild nebenan "kämpft" Adi mit der Fusspfette.)


Und damit sind wir bei dem Punkt, den ich schon im Titel angesprochen habe. Unsere Blockhütte entwickelt sich immer mehr zum Blockhaus. Zwar sind die Grundmasse mit 5.40 m auf 6.40 m Innenraum in etwa so, wie Adi das schon letztes Jahr geplant, aufgezeichnet und Johanne gemailt hat. Doch von Höhe, Bauweise und Aufwand her, hat sich das Ganze in eine Richtung verschoben, die Adi und ich so gar nicht geplant hatten. Grundgedanke war, eine einfache Jagdhütte (etwa so, wie auf dem Foto, nur etwas grösser) ohne irgendwelchen Komfort zu bauen. In den vergangenen Wochen ist jedoch immer klarer geworden, dass Johanne und Sylvain daraus ein kleines Gästehaus mit Toilette, Küche und evtl. sogar Dusche machen möchten. Das bedeutet unter anderem, dass die Wände mit Glaswolle isoliert werden, dass ein Parkett auf den doppelten Boden gelegt und neue Fenster im Wert von je rund 800 Can. Dollars eingebaut werden sollen; die Hütte oder eben das Blockhaus wird höher als ursprünglich geplant und bekommt einen topmodernen Dachaufbau mit Täfer für die Innenansicht, Dampfsperre, Isolation und was sonst noch alles dazu gehört. Dazu kommt der nicht gerade billige Innen- und Aussenanstrich, um das Holz vor Nässe, Pilz und Käfern zu schützen. Schön, dass Sylvain ganz selbstverständlich sämtliche Kosten für ihre Zusatzwünsche übernimmt. Adi und ich sind oft etwas hin- und hergerissen. Einerseits finden wir es toll, dass unser Bauwerk nachher auch wirklich noch gebraucht bzw. bewohnt werden soll. Andererseits mutet es uns schon etwas komisch an, uns in dem schlichten und nicht allzu grossen Wohnraum noch Dusche, WC, Sofa u.ä. vorzustellen. Wie dem auch sei, wir haben nach wie vor Spass an unserem Projekt und sind gespannt, was am Schluss daraus wird!


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